Graf Carlo Felice Trossi  (geboren am 27. April 1908 in Biella; gestorben am 5. Mai 1949 in Mailand) war ein italienischer Adliger. Er war eine schillernde Persönlichkeit seiner Zeit und er war Rennfahrer.
Aus Anlass seines siebzigsten Todesjahres möchte ich ihm ein paar Zeilen widmen. Schließlich hat der Graf dazu beigetragen, dass die automobile Welt um eine Ikone reicher ist. Aber eins nach dem anderen…

Graf Trossi war wie erwähnt ein finanziell gut gestellter Autorennfahrer, ein Herrenfahrer.
Die Teilnahme an Autorennen war in den 1930er Jahren durchaus ein Zeitvertreib, den sich viele gut situierte Personen leisteten. Sie suchten den Nervenkitzel und die Bestätigung.
Graf Trossi brachte jedoch nicht nur guten Willen mit wie die meisten seiner aristokratischen Mitstreiter. Er hatte Talent.
Sein erstes Bergrennen bestritt er 1932 im Alter von 24 Jahren mit einem Mercedes Sportwagen. Etwas später stieg er auf Alfa Romeo um, da Mercedes Benz keine Rennwagen mehr an Privatpersonen verkaufte. Bei Bergrennen und Rennen in der Voiturette-Serie fuhr Trossi zahlreiche Siege ein.
Der Graf war sehr umtriebig und bestritt neben Autorennen auch Motorbootrennen.
Für den Großen Preis von Italien im Jahr 1935 baute er zusammen mit einem von ihm engagierten Mechaniker einen Rennwagen mit einem 4 Liter 16-Zylinder-Sternmotor und Frontantrieb. Der Wagen erwies sich allerdings im Rennbetrieb als nicht fahrbar. Der 250 PS Zweitakter war zu frontlastig und das Untersteuern des 700 kg leichten Fahrzeugs nicht kontrollierbar, so dass Trossi letztlich nicht am Rennen teilnahm.

In den Nachkriegsjahren gewann Graf Trossi mit Alfa Romeo – er hatte sich inzwischen im Werksteam etabliert – den Großen Preis von Italien (1947) und den Großen Preis der Schweiz im Folgejahr.
U.a. war Trossi Präsident der Scuderia Ferrari unter deren Ägide die Alfa Romeos starteten.

Im Jahr 1932 hatte Trossi einen Mercedes SSK, Baujahr 1930, bei einem Autohändler in Mailand erstanden. Chassis und Motor hatten eine Odysee hinter sich und kamen von Stuttgart über Japan erneut nach Stuttgart und von dort zu eben diesem Händler in Mailand.
Was die Karosserie betrifft, so hatte der Graf seine eigenen Ideen.
Wie gesagt – Geld spielte im Hause Trossi nur eine untergeordnete Rolle.
Er suchte nach einem geeigneten Karossier. Und hier schieden sich für lange Zeit die Geister. Und so ganz ist das Thema wohl noch immer nicht geklärt.
Namen wie Zagato, Willie White und Park Ward, die bereits ähnliche Fahrzeuge gebaut hatten, wurden gehandelt.
Erst im Jahr 1984 lüftete Richard Polledo, der damalige Direktor des argentinischen Automobil Clubs, mutmaßlich das Geheimnis. Polledo selbst war Eigentümer des Wagens gewesen. Nach seiner Aussage war die Karosserie bei Saoutchik in Paris angefertigt worden. Jacques Saoutchik (eigentlich Iakov mit Vornamen) stammte aus der Ukraine und war ein begnadeter Blechkünstler.
Oder hatte am Ende doch Willie White seine Finger im Spiel…?
Das Resultat jedenfalls gilt gemeinhin als „das schönste Fahrzeug der Welt“. Der „Schwarze Prinz“, wie der SSK auch genannt wird.

Ein schöner Rücken…

Der „Trossi-SSK“ blieb ein Unikat.

Der „Schwarze Prinz“ – beeindruckend

Graf Trossi starb 1949 im Alter von nur 41 Jahren an Krebs.

Sein legendärer SSK erhält die Erinnerungen an den Grafen wach.
Der Wagen befindet sich heute in der Sammlung eines bekannten Modedesigners.

Weiß auf schwarz: The most beautiful car in the world.

Ich hatte das Glück, das „schönste Fahrzeug der Welt“ im Rahmen des 1995 Meadow Brook Concours in Michigan in den USA zu sehen und zu hören. Ein Genuss. Daher stammen die Fotos.